Donnerstag, 13. Oktober 2011

in the mean time

was sind schon zwei jahre
frag mich nochmal was
in zwanzig
wenn meine füße
vielleicht nicht
im boden versinken
ich vielleicht
nicht mehr
durch den morast wate wenn
vielleicht fester
boden meine schritte leitet

Dienstag, 13. September 2011

Marshmallow morning

Während ich da also am Boden liege, mich krampfhaft am letzten verbliebenen Bein des Küchentischs festklammernd, um nicht auf die Spülmaschine zu knallen, grinst mich dieser beknackte fliegende Fisch mit seinem Habichdirjagleichgesagtgesicht aus der Vogelperspektive an. In meinem Kopf macht kurz das Arschlochkind unter den Gedanken - hätteste mal auf den pinken Idioten gehört - auf sich aufmerksam, da Besserwisser aber keiner mag, jagen ihn Leck-mich und Vielleicht-hätte-ich-noch-mehr-trinken-sollen gemeinsam als leichten Schauer übers Rückgrat fort. Ändert allerdings nichts an meiner derzeitigen, durchaus misslich zu nennenden Lage. Dazu kommt das Ticken der Uhr, das mich wahnsinnig macht. Kein Wunder, dass alles ist, wie es ist, ist ja nicht auszuhalten sowas.

Mit den Füßen angele ich vergeblich nach einer der auf dem Boden verstreut liegenden Blechdosen (wieso fallen die eigentlich nicht in Richtung Küchenzeile? Schwerkraft? Hallo?), in der recht ambitionistischen Hoffnung, sie als Wurfgeschoss gegen den tickenden Terror da über der Tür einsetzen zu können. Ambitionistisch, da ich für dieses Unterfangen zum einen mit einer Hand das Tischbein loslassen müsste, zum anderen weil die Luft im Raum die Konsistenz von feuchten Marshmallows aufweist. Ich kenne mich da jetzt nicht sonderlich gut aus, denke aber, dass dieser Sachverhalt das Flugverhalten von Blechdosen durchaus negativ beeinflussen könnte.

Aber was ich auch tue, meine Glieder gehorchen mir sowieso nicht, und das elende Blechzeug widersetzt sich eisern jeglichen physikalischen Gesetzen, verhöhnt mich (was ich ihm zugegebenermaßen zu diesem Zeitpunkt auch nicht ernsthaft verübeln kann), während es sich immer weiter von mir entfernt.

Also bleibe ich, wo ich bin. Es kann ja nun ohnehin nicht mehr lange dauern, bis jemand kommt und hier für Ordnung sorgt.

Hoffentlich verbrennt er den Fisch.

Donnerstag, 25. August 2011

selbstgespräch

"[...]Ich trinke solidarisch mit, nur die ersehnte Rage gegen das alles hier, die kommt nicht, stattdessen kommt der Blues, gegen den man weder anvögeln noch -trinken kann, weil er Sex sinnlos und Alkohol schal werden lässt, weil man ganz kurz, mitgerissen von den Gedanken des Anderen, wirklich bei sich war, bei der Fünfzehnjährigen, die man mal war; die sich das alles ganz anders vorgestellt hatte."

Dienstag, 23. August 2011

Von der Freiheit

Es war am Montag, den 28. Juni, um ziemlich genau 17:42 Uhr, als Elisabeth H. in leichter Sommerbekleidung, einen Koffer, der wohl das Nötigste enthalten mochte, fest in der linken Hand, auf die Straße trat, sich noch ein letztes Mal zum Haus ihrer Jugend umdrehte, um übergangslos mit der rechten einen Brandsatz durch das geöffnete Wohnzimmerfenster zu schleudern. Die Uhrzeit lässt sich so genau bestimmen, da just in dem Moment, als der großzügig über Polstermöbel, Teppiche und Gardinen verteilte Brandbeschleuniger seine Wirkung tat, die Linie 105 von der Haltestelle Grüner Weg abfuhr und dadurch den Fahrgästen für einen kurzen Moment freie Sicht auf das auflodernde Inferno bot; der Bus hatte an diesem Tag kaum Verspätung. Die befragten Anwohner sind sich darüber einig, dass Frau H. mindestens noch eine Minute lang, eher aber etwas länger, sehr ruhig auf dem Gehsteig gestanden und das sich ausbreitende Feuer mit wohlwollendem Lächeln und gelegentlichem bestätigenden Kopfnicken betrachtet habe.

Über ihr Verschwinden hindes herrscht Unklarheit, die Zeugenberichte diesbezüglich sind widersprüchlich. Herr M. aus dem Nachbarhaus will sie die Straße Richtung Ortsausgang hinabgehen gesehen haben, leichten Schrittes, wie damals, wenn sie zum Fluss ging. Ehepaar S. von gegenüber hingegen ist sich einig, sie in Richtung Zentrum eilend, als wolle sie einen Bus oder ähnliches erwischen, gesehen zu haben. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass Nachbarsjunge B. darauf beharrt, sie habe sich nach einiger Zeit des Stehens, Lächelns und Nickens einfach in Luft aufgelöst oder aber in eine Schwalbe verwandelt. Genau wolle er sich nicht festlegen, ein Vogel sei aber definitiv vorhanden gewesen.

Aus den Trümmern des Hauses konnte nichts von Wert gerettet werden. Der Anschlag war gut vorbereitet; Zündschnur war vom Wohnzimmer in alle anderen, ebenfalls großzügig mit Brandbeschleuniger präparierten Räume ausgelegt. Die Trockenheit der letzten Wochen und die Holzstruktur des alten Hauses taten ihr Übriges.

Donnerstag, 4. August 2011

drehzahltag

vor jahr und tag
falsche schlüsse gezogen
fortgeschlossenes blau
bei tag und nacht
in gitterstäbe verwandelt
in kreisen durchlaufen
stunde um stunde
verflucht doch
nie verstanden

Dienstag, 26. Juli 2011

02:27

neben mir
steh ich
auf dich
blicke ich hinab
weiß ich nicht
wo oben
wo unten
sich befinden
zeigt sich noch

Dienstag, 19. Juli 2011

schwimmen

das wasser im flur steht mittlerweile hüfthoch, ich weiß nicht warum, eben reichte es mir noch bis zu den knien. woher es kommt, weiß ich erst recht nicht. noch vor kurzem saßen wir zusammen im leeren wohnzimmer auf decken, aßen irgendetwas belangloses, lachten, dann war es an der zeit aufzubrechen. aber ich will noch unter die dusche, soviel ist sicher, es ist verdammt wichtig, dass ich das noch schaffe, bevor es losgeht. doch die umengen an wasser erschweren das vorankommen, machen es fast unmöglich, die badezimmertür zu öffnen. es dauert endlos, während das wasser weiter steigt. endlich in diesem kleinen, kahlen raum angekommen, muss ich mich fast schon schwimmend fortbewegen und stehe plötzlich vor dem massiven problem, was nun mit dem duschvorhang zu tun ist. wenn ich ihn zur seite ziehe, wird das den wasserstand beeinflussen, nur in welche richtung kann ich nicht sagen. auch weiß ich nicht, was hinter dem vorhang auf mich wartet, da kann alles sein, einfach alles. die wassermassen jedoch wollen nicht mehr zulassen, dass ich mich eigenständig bewege, sie drängen mich fort, lassen mir keine wahl als gegenwehr. verzweifelt rette ich mich nun doch hinter den abgegriffenen, bräunlichtransparenten gummivorhang, drücke ihn hastig gegen die blassgelben fliesen. hier auf diesem quadratmeter ist kaum wasser, doch ich bin nicht schnell genug, von außen quillt es mir hinterher, droht jetzt mir die atemwege zu verschließen. panisch und mit letzter kraft schaffe ich es, den hahn aufzudrehen, bevor ich endgültig fortgerissen werde. bis auf das gleichmäßge prasseln aus dem duschkopf wird es ruhig. das wasser sinkt auf ein erträgliches maß, es zieht sich zurück durch den spalt unter der badezimmertür.

zurück im flur steht m. vor mir. vom wasser keine spur.
wo ich denn bleibe, will er wissen.

Montag, 18. Juli 2011

zwischenmensch

während der sommer an dir vorbeizieht
dieser sommer der keiner ist
an beschlagenen scheiben der regen hinabrinnt
sich pfade durch sich selbst suchend
suchst du dich selbst
in den lauwarmen pfützen
der schlafenden stadt

Und Du so?

Du bist nicht angemeldet.

Sieh mal zu!

warm und licht und plüschig

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Nix geht verloren, der Treibsand wird archiviert: Deutsches Literaturarchiv Marbach. Danke.

Anna

- heißt eigentlich anders und schreibt seit 2002 hin und wieder was ins Internet, seit 2007 tut sie es hier. Ab und an denkt sie wegen Untätigkeit laut oder leise übers Löschen nach, durchringen kann sie sich nicht. Im Treibsand versinken Gefühle, Eindrücke und Textfetzen, die irgendwohin müssen, aber nirgends so richtig passen wollen.

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Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

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