Seegang
Und dann sind wir am Meer, die Luft schmeckt nach Salz, der Wind zerrt sn unseren Haaren und irgendwo schreit eine Möwe. Mein Gott, das ist so stereotyp, aber genauso ist es, genauso fühlt es sich an. Feuchter, schwerer Sand und glitschiges Seegras unter unseren stapfenden Füßen, immer wieder Haarsträhnen zwischen den Lippen. Wörter werden aus unseren Mündern gerissen und verlieren sich im Grollen des Meeres, über den Schaumkronen der grauen Weite vor uns. Atemlosigkeit, kalte Nasen, Treibgut am Strand und im Kopf. Hohes, scharfkantiges Gras auf den Dünen gibt es auch, am Horizont manchmal, selten, ein Schiff. Abends Kamin und Buch und Käsebrot mit Tomate; Ostfriesentee, natürlich, Füße in Wollsocken. Extatische Langeweile, weit fort ist die Stadt. Wir vergessen ein wenig von dem, was uns dort ausmacht, wir lieben uns, wir sind frei. Heile Welt zwischen den Kapiteln.
Anna Licht - 14. Mai, 20:42