Freitag, 8. März 2013

brückenpfeilerland

fickscheiße. es ist schon wieder märz und ich bin krank, krank, schon wieder krank; krank an körper, geist und seele, und nachdem die letztgenannten mich nicht zum anhalten bewegen konnten, übernimmt es mein körper, bremst mich, fesselt mich in eine triefend süße hölle aus langsamkeit, bett, genesungsversprechen und rückschlägen. aus kann-nicht, geht-nicht, würde-gern, aber.

nein, es ist nichts. nichts schlimmes, es ist nur eine aneinanderreihung von brückenpfeilern, die mein leben schwingt, um mir zu signalisieren, dass wir schon vor längerer zeit außerordentlich falsch abgebogen sind und dass jetzt mal gut ist. und ich, ein teil von mir, aber ich weiß nicht welcher, würde ja eigentich gerne, aber immer noch schweigt mich mein kopf an, immer noch verschließt mein hirn die ohren vorm herzen, das schon nur noch galle kotzen kann, und ich wische lediglich halbherzig hinter ihm her, aber ich höre ihm noch immer nicht zu, ich spiele lieber putzfrau mit verschlossenen ohren, verschlossenen augen.

und jetzt ist da draußen der frühling, schon wieder, zum 35. mal ist da der frühling, die krokusse sprießen, die schneeglöckchen, und zum ersten mal fühlen sich dinge wieder leicht an, fast schon zu leicht, und ich kann nicht, immer weniger, auseinanderhalten was fluchtinstinkt ist und was realität und was möglich ist und was realität und wer hier überhaupt am steuer sitzt; wer da überhaupt sitzen sollte.

so viel kraft in mir, aber ich komme nicht dran, ich weiß nicht, was tun damit, ich habe angst vor ihr. und so liege ich weiter im bett, im treibsand, dem nächsten infekt entgegen, die augen verschlossen, den frühling erhoffend und fürchtend, mich nicht bewegen wollend, aus angst vor dem sog nach unten, mich bewegen wollend, aus dem gleichen grund.

Mittwoch, 2. Januar 2013

in märchenhaft

ich finde die richtigen worte nicht. oder sie finden mich nicht. umwuchert von alltag weiß ich nicht mehr genau was oder wer oder wie, und die ungewissheit ist derzeit das einzige, dessen ich mir noch völlig sicher sein kann. das warten auf etwas, dass sich im nebel von ungewagten wünschen verbirgt, ermüdet, betäubt, zermürbt. ich kann deine bilder sehen, die von dir lauter schweigen, als man sich das gemeinhin so vorstellen kann, aber dich sehe ich nicht, und du siehst sowieso gar nichts, hast du auch noch nie, nichts neues also im westen der stadt. dornröschen hat schlafprobleme und kneift die augen zu, dabei sollte sie lieber mal schreiend das schloss zertrümmern.

Samstag, 8. Dezember 2012

under contraction

mein herz hängt immer
noch im schrank
es sind noch haken da
zwölftausend kilometer
weiter brennt ein feuer
das nicht wärmt
heiß in mir
asche
glut
und
regen

Dienstag, 2. Oktober 2012

Vorletztes Kapitel

Ich habe noch Bücher von dir.

Sie sind das letzte, was ich noch von dir habe, was ohnehin nie viel gewesen ist. Du wirst sie zurückhaben wollen, völlig zu Recht. Das heißt, ich muss sie dir bringen, muss den ganzen Weg nochmal zurück, vorbei an den alten Bürgerhäusern der Innenstadt, vorbei an den Bäumen in den Alleen, aus denen noch immer die Erinnerung rinnt, wie beim letzten Mal die Tropfen des Platzregens, als ich durch den Morgen nach Hause lief.

Das Leben stinkt ohne dich, aber mit dir stinkt es noch mehr. Die Möglichkeit, dich anzurufen fehlt, obwohl sie doch immer nur in einer Sackgasse gemündet ist, an deren toten Ende sich Enttäuschung häuft. Du warst nie da, und trotzdem fehlst du jetzt und hier.

Loslassen können, kann man das lernen? Man muss, möchte man bei Verstand bleiben, soviel habe ich mittlerweile begriffen.

Samstag, 29. September 2012

Die Schranksituation

So, sagt die pinke Nervensäge, du willst es also immer noch nicht einsehen? Ich schüttele heftig den Kopf, wärend ich mir beim angestrengten Versuch, endlich diese Schranktür aufzubekommen, fast ein Stück Zunge abbeiße. Mit dem ganzen Körpergewicht stemme ich mich gegen das knirschende Holz, aber das dämliche Ding will und will nicht aufgehen. Der Fisch zieht genüsslich an seiner Zigarette, bläst ein paar Rauchkringel in die Luft, murmelt in süffisantem Singsang, dass das so nie was werde, und fliegt dann noch eine kleine Runde durch den Raum. Was nicht Psychologie ist, ist Physik, sagt er dann, nachdem er sich wieder links oberhalb meiner Schulter positioniert hat, reine Physik. Hebelwirkung und so, das wird dir jawohl ein Begriff sein. Einen Moment unterbreche ich meine Bemühungen, latent gewaltbereit, was ich mir jedoch nicht anmerken lasse, und puste mir stattdessen den Pony aus den Augen. Das ist es ja, was dieser elende Klugscheißer will, mich vorführen, aber das kann er vergessen, so einfach kriegt er mich nicht, nicht mit mir. Außedem habe ich hier ganz andere Probleme. Ich geb dir gleich Hebelwirkung, denke ich mir und wende mich wieder meinem Problem zu. Der Schrank geht nicht auf, will nicht hergeben, was er in seinem wuchtigen Körper gefangen hält. Komm schon, knurre ich ihn an, wir hatten einen Deal. Du bekommst die Sachen für eine gewisse Zeit und darfst deinem Bedürfnis nach Aufbewahren nachgehen, aber irgendwann fordere ich sie zurück. Das haben wir immer so gehandhabt und wir waren beide glücklich damit. Oder, naja, was heißt glücklich, zumindest zufrieden. Es muss ja nicht immer gleich Glück sein, Zufriedenheit ist doch schon eine ganze Menge. Ich mein', schau dich doch mal um da draußen in der Welt, Zufriedenheit ist dieser Tage Trumpf und man kann nun mal nicht immer haben, was man will. Oder behalten was man hat, man muss auch loslassen können. Na also, sagt der Fisch neben mir, du hast ja doch irgendwann mal zugehört.

Montag, 24. September 2012

Realitätsabgleich

Da draußen rennen Leute rum, die gibt’s gar nicht, kann's gar nicht geben, weil so was eigentlich nur in schlechten Filmen oder Romanen auftauchen sollte. Wo man sich dann denkt, was für 'ne billige Idee dieser Charakter ist, und dass der ja nur für das reflexive Moment des Protagonisten oder aus irgendeinem anderen schlecht konstruierten und überdeutlich sichtbaren Grund in die Geschichte reingedrückt wurde, und anschließend das Buch genervt zur Seite legt und lieber ein bisschen an die Rauhfasertapete starrt. Wie der Psychater, der die fünf Fragebögen, die ich ausfüllen musste, um in sein schon in den Achtzigern schlecht eingerichtetes Sprechzimmer vorgelassen zu werden, einfach komplett ignoriert, und mir dieselben Fragen in desinteressiertem, gehetztem Ton noch einmal stellt, die Augen auf die Tatstatur gerichtet, auf der er mit zwei bis drei Fingern die passenden Buchstaben sucht, sichtlich mit der Menueführung der Software überfordert. Eigentlich wollte ich nur eine Lagebesprechung, um eben nicht wieder in der Depression zu landen, die milde lächelnd seit einigen Wochen vor meiner seelischen Haustür rumlungert, und eigentlich weiß ich, dass ich bei einem wie dem hier völlig falsch bin, aber kurzfristige Termine bekommt man eher schlecht bis gar nicht bei den hiesigen Therapeuten. Warum meine Hausärztin hier erfolgreicher war, ist immer weniger ein Geheimnis, genauso wenig wie die Gründe für das komplett leere Wartezimmer. Das empathielose, inkompetente Arschloch mir gegenüber wird ganz offensichtlich zurecht von der potentiellen Patientenschaft gemieden. Irgendwann zwischen Familienstatus der Eltern und Schulabschluss werfe ich ein, dass ich mal eine Episode in einer Psychosomatischen Klinik hatte, so mit 20, Kiffen, Depressionen, Krise, siewissenschon, dachte das könnte wichtig sein. Ob ich noch kiffen würde, fragt er mich, ich sag, naja, kommt schon mal vor, dass ich mal an einem Joint ziehe, aber extrem selten und dann nur ein-, zweimal, auf Soziophobie steh' ich nicht so. Hamses also noch nicht gelernt, blafft er mich an, und fragt, ob ich noch andere Drogen nehme, äh, nein, selbstverständlich nicht, sag ich, ich bin ja nicht bescheuert und erzähl dem jetzt von, najasiewissenschon. Dann faselt er was von Sozialgesetzbuch V, der Pflicht, arbeitsfähig zu sein und zu bleiben, und dass ich mal bloß nicht glauben soll, er schreibe mich jetzt krank oder sowas, ich soll mir mal die aufgeschriebenen Antidepressiva holen und in drei Wochen nochmal herkommen. Ja, bestimmt, denke ich mir, alles klar, und erinnere mich eine halbe Stunde und einen Heulkrampf auf der Straße später schließlich doch noch, dass man letzten Endes eben doch in den aller meisten Fällen auf sich selbst gestellt ist, und Hilfe suchen und Hilfe finden immer noch zwei ganz unterschiedliche Buletten sind. Dass man ganz schön am Arsch gepackt ist, wenn man nicht genug Kraft hat, um sich selbst aus sowas rauszuziehen, und wie gut es ist, dass ich ab und an zu Trotzreaktionen neige.

Sonntag, 23. September 2012

wiedergänger

du treibst mich um
und lässt mich erst
um acht am
morgen schlafen
verfolgst mich
durch belebte straßen
leere bilder
räume
hältst mich fest
und hast trotzdem nicht
den anstand hier
zu sein
wenn ich zurück
gefunden hab

the heroine and the werewolf

du trinkst. zu viel, zu lange schon, du weißt es, aber du trinkst weiter, rauchst, mehr fällt die nicht ein, außer zum hundertsten mal die erste und die letzte sommerwärme am fluss, die blöden nilgänse, nieselregen, der nie gestört hat, albernheiten und atemlosigkeit, nähe und unerreichbarkeit in einer person gebündelt. nothing wrong when a song ends in a minor key. wie kann man denn ernsthaft jemanden vermissen, dessen leben das eigene doch nur so selten, so belanglos und kurz gekreuzt hat? so wenig zeit miteinander, über so viele jahre. so wenig zeit, so intensiv, so zehrend, so wichtig und dann doch unbedeutend. but i admit that i provided a full moon. du hast endlich die angst besiegt, immerhin. aufgehört, wegzulaufen, nur um festzustellen, dass du hier nicht beiben kannst. brücken endlich einreißen, aber dich vom anblick der anderen seite nicht lösen können. im stillen auf ein boot hoffen, statt dich endlich umzudrehen und fortzugehen. streifst am ufer entlang, noch immer am selben verdammten fluss. die halbherzige illusion von bewegung. i know the fiction of the fix. wem machst du denn bitte was vor? wir werden dieses buch niemals ausdiskutieren. ein zur seite gelegtes, nicht ausgelesenes buch. sind wir das, waren wir mal mehr, hätten wir es sein können? oder sind wir einfach nur ein verendetes manuskript? der ausgang einer geschichte, deren ende wir nie erfahren werden.

nothing wrong when a song ends in a minor key.

Samstag, 8. September 2012

the streets are empty II

windspiele, morgens um halb fünf im januar, und der wind schleift laubreste über den asphalt. immer einen fuß vor den anderen setzen, sich von schatten nicht beeindrucken lassen, nicht von denen an der straßenecke, nicht von denen im eigenen kopf. beendete gespräche im ohr und gedankenreste hinter den augen.

Und Du so?

Du bist nicht angemeldet.

Sieh mal zu!

warm und licht und plüschig

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Nix geht verloren, der Treibsand wird archiviert: Deutsches Literaturarchiv Marbach. Danke.

Anna

- heißt eigentlich anders und schreibt seit 2002 hin und wieder was ins Internet, seit 2007 tut sie es hier. Ab und an denkt sie wegen Untätigkeit laut oder leise übers Löschen nach, durchringen kann sie sich nicht. Im Treibsand versinken Gefühle, Eindrücke und Textfetzen, die irgendwohin müssen, aber nirgends so richtig passen wollen.

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Online seit 6060 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

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